Was studiere ich – Diemut

Was studiere ich, wie studiere ich das, was brauche ich dafür?

Was studiere ich?

Mein Herzensanliegen und Studienthema ist die Heilpflanzenkunde.

Im Nachfolgenden erläutere ich dieses Thema genauer, zuerst einmal jedoch will ich kurz beleuchten, wie ich zu diesen Thema kam und was es mit mir zu tun hat:

Das erste Semester beim UniExperiment nahm ich mir als ein Orientierungssemester, in dem ich viele Themen, von Musik bis Anthropologie ausprobierte. Als letztes Schnupperthema gestaltete ich mir zwei Wochen Heilpflanzenkunde in Freiburg. Hier muss ich dazu sagen, dass ich durch meine Mutter schon seit früher Kindheit durch Spaziergänge und Salbenherstellung die Pflanzen in ihrer Heilwirkung kennen gelernt habe. Die zwei Wochen gestaltete ich ähnlich mit ein bisschen Literatur der Volksheilkunde (Pflanzenheilkunde in Europa bis zur chemischen Arzneiherstellung), Sammlung und Herstellung einiger Salben und Öle. Ich ging so in dieser Arbeit auf, dass nach diesen Schnupper-Wochen völlig klar war, welches mein eigentliches Studienthema werden wird, nämlich die Heilpflanzenkunde. Mein Fokus sollte sein, die Volksheilkunde und die anthroposophische Medizin zu studieren, um beides einmal ergänzend verwenden zu können und zu verstehen. An der anthroposophischen Medizin ist für mich persönlich wichtig, dass sie ein ganzes Menschenbild zugrunde legt, mit dem ich übereinstimme und mir und eventueller therapeutischer Arbeit Sinn gibt.

So gestalte ich seit April 2014 in Freiburg mein Heilpflanzenstudium, manchmal mit Kursen und Begleitung, viel auch autodidaktisch.

Die Heilpflanzenkunde versteht sich als die alte Weise der Medizin. Schaut man zurück in die Geschichte, so ist das Heilen der Menschen seit Jahrtausenden mit den Pflanzen vorgenommen worden. Ob in Ägypten, Mesopotamien oder Griechenland und dem Mittelalter, überall war die Basis der Medizin die Pflanze mit ihrer Heilkraft. Viele Kulturen und deren Wissen haben sich vermischt und so studiere ich eigentlich ein Heilwissen vieler alter Kulturen, zusammengenommen in der europäischen, mittelalterlichen Volksheilkunde. Hier finden wir Hildegard v. Bingen, Pfarrer Kneipp und Maria Treben, Paracelsus und viele mehr, die wichtige Entdeckungen machten oder Bücher zu den Pflanzen und ihren Wirkungen schrieben. Obwohl im den letzten 200 Jahren dieses Wissen völlig unterging und in Anbetracht neuen technologischen und chemischen Mitteln uninteressant wurde, sind ein Teil des Wissens und einige Schriften und Bücher erhalten geblieben und heute von einigen Menschen aufgearbeitet worden und wieder als Baustein der Medizin eingesetzt worden. Heute heißen solche Menschen, die sich mit Pflanzen auskennt und und heilen nicht mehr Schamane oder Wurzelsepp, sondern “Phytotherapeut;“ “Pflanzenbehandler“. Man findet sie unter den Heilpraktikern oder Wildnispädagogen, wo sie Seminare geben über Pflanzen oder ergänzend mit Pflanzen Krankheiten behandeln. Soviel zur Heilpflanzenkunde im allgemeinen.

Wie studiere ich das?

Das ist eine spannende Frage, die sich nur in mehreren Schritten beantworten lässt.

Ausgehend davon, dass ich dieses Thema im Rahmen vom UniExperiment studiere, suchte ich von Anfang an Möglichkeiten, mir viel selbst anzueignen und eher persönliche Begleitung als eine reguläre Ausbildung. Ich hatte von Anfang keine Schwierigkeiten, die richtige und genügend Literatur zu finden, wodurch ich am Anfang sehr viel mit Büchern arbeitete. Ich zog auch um nach Freiburg, da hier ein großer „Pool“ an Heilpflanzenkundigen aufzufinden war, es gibt sogar eine eigen Heilpflanzenschule. Hier durfte ich die Wildnispädagogin Nicole Kaiser von April bis Dezember auf vielen ihrer Exkursionen begleiten. Diese bot sie für jedermann etwa einen Tag in der Woche an und wir lernten auf Wanderungen viel Pflanzen und deren Heilwirkungen kennen. Diese Exkursionen waren wichtiger fester Baustein meines Studiums. Ich lernte bei ihr auch die richtige Sammlung und Verarbeitung der Pflanzen zu Ölen, Salben, Cremes, Tinkturen, Likören, Deo´s, Marmelade und vieles mehr.

Ich selbst ging das ganze Jahr über viel raus und nutze jeden sonnigen Tag zur Erkundung und Sammlung neuer und bewährter Pflanzen. (z.B. Hamamelis, Arnika, Schafgarbe, Calendula, Beifuß, Johanniskraut, Gewürzen und Schöllkraut ).

Bis September machten diese zwei Teile, Nicole Kaiser´s Exkursionen und meine eigenen Bücherstudien zu Heilpflanzen, Bodenbeschaffenheit, und Pflanzenfamilienbestimmung von Autoren wie MariaTreben, Jürg Reinhard, Paracelsus, Susanne Fischer Rizzi, Markus Sommer, Linné, Goethe und Parrais mein Studium aus.

Für die Zeit ab September suchte ich mir etwas mehr Struktur und äußeren Rahmen. So schrieb ich mich in den Kurs Phytotherapie an der Heilparktierschule in Freiburg ein, des Weiteren nehme ich an der Botanik-Vorlesung an der Universität Freiburg teil und jeden Freitag bin ich drei Stunden im Atelier, wo ich Pflanzen nachplastiziere. Autodidaktisch habe ich seit Oktober das anthroposophische Buch „Innere Medizin“ von Matthias Grírke, welches ich zu Teilen durcharbeite und das Buch „Heilpflanzen und Pflanzengottheiten“ von W.D. Storl, welches ich kapitelweise zusammenfasse.

All die Themen, die seit September laufen, sind bis nächsten April angelegt, denn danach beginnt meine Praktikaphase. Hier habe ich die Möglichkeit, bei Weleda, bei einem Kräuterbauern in den Vogesen und auf einem Kräuterhof in Italien Einblicke in die Herstellung von Medizin und Kosmetika zu bekommen.

Zusammenfassend gestalte ich mein Studium also so, dass ich ungefähr gleich große Anteile an Eigenstudien und Kursen habe. Diese bilden mich einerseits zur Phytotherapeutin aus, andererseits forsche und lerne ich über die Pflanzen und ihre Kräfte ganz unabhängig von Gebrauch oder Tradition.

Dies alles ist mein eigenes Studium beim UniExperiment. Das UniExperiment habe ich damit örtlich in seinem stuttgarter Standpunkt verlassen, aber strukturell und inhaltlich bin ich weiter Teil von diesem: So gehören für mich fast wöchentliche Besuche und Austausche und gelegentliche Präsentationen meiner Arbeit mit den Studenten in Stuttgart und aktualisierte Homepagepräsenz dazu. Des weiteren beteilige ich mich an der Weiterentwicklung des UniExperiments und seinen zentralen Fragen um Universität und Bildung. Das ist für mich ein weiterer wichtiger Teil meiner Bildung, welche aber nicht zu meinem konkreten Studium gehören.

Nun noch zur dritten Frage ,die bei mir sehr wichtig ist:

Was brauche für mein Studium?

Menschen, Bücher und die Natur brauche ich.

Die Natur habe ich direkt und Teils noch unbehandelt um mich, seit dem ich in Freiburg bin, das ist optimal. Die Bücher kamen auch zu mir, es fehlen nun gerade nur zwei, wo ich mich freuen würde, wenn ich aus der Studienkasse des UniExperiments Unterstützung für diese finde. Nun zu Menschen; der für mich anspruchsvollste Teil:

An Lehrern und Begelitern konnte ich immer das Richtige und Genügend, wenn auch manchmal in letzter Sekunde, finden. Hier fühle ich mich bisher versorgt.

Mein ungelöstes Steckenpferd sind die Mitstudenten. Seitdem ich aus dem Stuttgarter Studentenkreis ausgezogen bin, bin ich nur noch in losen, gelegentlichen sozialen Studienzusammenhängen. Das heißt, ich habe in Freiburg keine konkreten Mitstudenten, sondern nur jeweils Kreise, von denen ich einen Tag in der Woche Teil bin, aber nicht mehr. Denn es studiert nicht noch jemand das Gleiche wie ich (den ich kenne). Hier suche ich mir in Stuttgart immer wieder Zusammenarbeiten oder in Freiburg mit Auszubildenden des Heilpraktikers. Doch optimal ist das noch nicht. Denn hier entsteht eine gewisse Art von Beliebigkeit meiner Aufgaben, wenn ich sie durch keinen sozialen Zusammenhang verbindlich oder verpflichtend gestalte. Das aber drängt mich sehr leicht in ein Motivations-Loch, da von außen kein Anreiz gesetzt ist und ich nicht immer alleine die Kraft aufbringe, mich zum Lernen hinzusetzten. Folglich brauche ich hier festere soziale Zusammenhänge um mein Studium herum. Erste Versuche hierzu sind konkrete Verabredungen mit zwei Heilpraktiker-Auszubildenden und Martin Essig zusammen zu lernen. Auch hoffe ich, dass ich eine neue Mentorin bekomme, Ursel Bühring in Freiburg und wir zusammen Ziele und Abgaben verabreden von meinen eignen Studien. (Des Weiteren gibt es erste Treffen und Interessenten für eine Freiburger freie Studiengruppe. Hier ist aber noch nichts Genaueres zu berichten.) Wenn diese drei Dinge klappen, reicht das in meiner jetzigen Situation aus. Nur ist die Situation an sich, dass ich keine kompletten inhaltlichen Mitstudenten habe, nicht optimal oder erschwert mir Synergieeffekte, von denen ich profitieren könnte. Dafür ist aber das Thema zu perfekt und zentral, als dass es daran etwas zu rütteln gäbe.

Wenn also irgendjemand von Menschen erfährt, die ähnliches probieren wie ich, inhaltlich, dann freue ich mich über Kontakt. Auch hilft mir, wenn sich die Stuttgart UniExperimentler immer wieder mir melden und nachfragen, was mein Stand ist oder wie ich vorankomme.

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