Über Wissenschaft und Studium

- von Lukas

Aus Interesse einer Frage nachzugehen ist noch nicht gleich Wissenschaft. Wenn ich im Wald einen Baum sehe und dann versuche heraus zu bekommen, was das für ein Baum ist, gehe ich mit Interesse einer Frage nach. Vielleicht frage ich jemanden, was das denn für einer war und erhalte die Auskunft, dass es eine Buche war, die mich so beeindruckt hat. Vielleicht ist mein Interesse dann so groß, dass ich zuhause mal auf Wikipedia nachschaue, was da so über Buchen steht, oder sogar ein bisschen in einem Buch über Bäume blättere. Aber das ist noch keine Wissenschaft!


Wenn man den Blick vom Einzelnen auf die Gesellschaft wendet und sich mal fragt, was denn eigentlich die gesellschaftliche Funktion der Wissenschaft sei, kann man darauf kommen, dass es darum geht, neues Wissen zu schaffen. Also darum, durch das Erlangen von neuen Erkenntnissen, die Grenzen des bisher Bekannten auszuweiten. Natürlich kann nicht jeder gleich damit anfangen, über die Grenzen des bisher Bekannten hinaus neues Wissen zu schaffen, aber damit das überhaupt möglich wird, ist mehr Erkenntnisstreben notwendig, als dass ich mal einem kurzzeitigen Impuls nachgehe und ein bisschen was über die Buche herausfinde. Um Wissenschaft zu betreiben, brauche ich das tiefe Verlangen danach, zu verstehen, was das Wesen der Buche ist. Wie ist ihr stofflicher Aufbau? Wie ist ihre natürliche Entwicklung? In welchm Verhältnis steht sie zu anderen Lebewesen? Was für Wirkungen übt sie auf ihre Umgebung aus? Das sind nur einige Fragen, mit denen man sich ihrem Wesen nähern kann, sicher gibt es noch viel wichtigere. Vielleicht verdeutlichen sie aber, was für eine Tiefe ich meine.


Wenn ich also danach strebe, bis in den tiefsten Tiefen zu begreifen, was eine Buche ist, wie kann ich dann vorgehen? Natürlich kann ich Buchen beobachten und verschiedene Experimente machen. Fruchtbarer ist es aber sicher, wenn ich erstmal das bisher über Buchen Bekannte studiere. Natürlich übernehme ich nicht einfach alles, was ich da so herausbekomme. Wenn jemand schreibt, er habe im Kaffeesatz gelesen, dass Buchen eigentlich nicht zum Großteil aus Holz, sondern aus Erde seien, dann bin ich in der Lage, das als Quatsch zu identifizieren. Um das, was Andere herausgefunden haben, beurteilen zu können, muss ich ihr Vorgehen nachvollziehen können. Wenn jemand mit einem Experiment herausgefunden hat, dass Buchen diese oder jene Wirkung auf den sie umgebenden Wald haben, bringt es mir wenig, einfach nur seine Ergebnisse zu erfahren. Ich brauche dringend eine Beschreibung seines Vorgehens, um zu wissen, unter welchen Umständen er zu diesen Erkenntnissen gekommen ist, um das Experiment zu überprüfen und auch um es vielleicht selber zu wiederholen, um ganz sicher zu gehen.

Das Gleiche gilt auch für mein Vorgehen: Um nicht einfach für mich alleine Sachen herauszufinden, sondern um Wissenschaft zu betreiben, muss ich mein Vorgehen für Andere nachvollziehbar machen.


Somit sind ein tiefes Erkenntnisstreben sowie das Nachvollziehbarmachen des eigenen Vorgehens Bedingungen für wissenschaftliches Arbeiten.

 

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